Chronik 1971 - 1990
07.09.1971
Ein Stück fehlender Zebrastreifen erregt die Gemüter der Herner Bevölkerung. Dies so sehr, dass eine öffentliche Diskussion auf "höchstem Niveau" ausgetragen wird. Ausgerechnet vor dem Herner Bahnhofsgebäude soll der Fußweg zu den Bussteigen ein Spießrutenlauf durch den Verkehr sein. Der nichthandelnden Stadtverwaltung wird mit Bürgerpflicht das Urteil des Bundesgerichtshofes unter die Nase gehalten: "Die Stadt als Versicherungspflichtige muss im Schadensfall haften". Irgendwann wurde dann auf der Fahrbahn nachgemalt. Selbst ich kann mich noch daran erinnern.
15.05.1983
Das A hinter einer Liniennummer hat Tradition, wenn es darum geht, Besonderheiten für einen Linienweg herauszustellen. Das Bild verrät es schon, die Linie 362 erhält das A für das Teilstück Herne Bf - Revierpark Gysenberg. Damit es auch jeder merkt, werden die Fahrzeuge und Haltestellen entsprechend farbig rot ausgestattet. Das Spektakel endete nach dem Probebetrieb am 15.09.1983, mangels Nachfrage.
01.12.1989
Im Frühjahr 1989 präsentierte der Hauslieferant MAN, als zweiter Hersteller nach Auwärter Neoplan, einen Niederflurbus. Dieser, zunächst noch mit Sitzen auf Podesten versehen, führte bei etlichen Verkehrsbetrieben zu Testeinsätzen und Überlegungen, sich diese Bauart anzuschaffen. Selbstverständlich hat auch die HCR ausgiebig geprüft. So wurde der Belegschaft im Dezember 1989 folgendes mitgeteilt:
Auszug:
"Es ist klar zu erkennen: Wer "Ja" zum Niederflurbus sagt, muss sich gleichzeitig für das Busverkehrssystem entscheiden. Beim BVS gehören Fahrzeug, Betriebssystem und Fahrweg einschließlich Haltestellen untrennbar zusammen. Hier wird die Frage akut: Sind die Städte gewillt und in der Lage, die Haltestellenbereiche zügig Linie für Linie umzubauen? Für den Umbau gibt es Zuschüsse, für die Unterhaltung nichts. Eine preiswerte Straßendeckenerneuerung durch Aufziehen eines neuen Belages ist dann nicht mehr möglich, weil sich hierdurch die Differenz Fahrbahn zum Bürgersteig verringern würde. Mit ihren stufenlosen Einstiegen sind die NL (bei entsprechender Bordsteinhöhe) insgesamt als fahrgastfreundlich und behindertengerecht anzusehen. Das Ein- und Aussteigen ist bequemer und schneller. Bei funktioneller Gestaltung des Innenraumes können die Haltestellenaufenthalte verkürzt werden. Hier liegen jedoch die Probleme.
Durch die Absenkung des Fußbodens ragen die Radkästen ca. 40 cm höher in den Innenraum. Im hinteren Bereich steigt der Boden wegen der Überbauung der Hinterachse entweder stark an oder es muss eine Stufe vorgesehen werden. Die Sitze stehen auf Podesten. Der Fahrgast steigt zwar stufenlos ein, muss aber während der Fahrt seinen Sitz "ersteigen". Diese Fragen und die Wünsche des nicht mobilitätseingeschränkten Fahrgastes, des eingeschränkten Fahrgastes, des Rollstuhlfahrers, des Fahrers, des Betriebes und der Werkstatt sind Thema einer Befragung, die noch in diesem Jahr vom Verband öffentlicher Verkehrsbetriebe (VÖV) mit finanzieller Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums geklärt werden. ....
Es ist gewiss verdienstvoll, wenn einige Verkehrsunternehmen bereits Niederflurbusse in größerer Stückzahl beschafft und erprobt haben. Für die HCR und ihre Fahrgäste ist es jedoch von Vorteil, erst weitgehend optimierte Fahrzeuge zu beschaffen. Unvollkommene Busse würden mindestens 10 Jahre für alle eine Belastung sein."
Das war vor exakt 25 Jahren. 1991 kamen die ersten NL in den Fuhrpark - gleich in einer Zahl von 12 Stück. Die Zweifel mit den Podesten legten sich schnell. Im Jahr 2014 wird der Low-Entry-Bus (niederfluriger Einstieg vorne, hinten mit Stufe) stärker überdacht als jemals zuvor. So ist es nicht verwunderlich, dass sich viele Betriebe für diese Bauart entscheiden. Die letzten Monate haben gezeigt, dass MAN und Mercedes am häufigsten bestellt werden. Übrigens: Der Low-Entry-Bus wurde von der Gottlob Auwärter (Neoplan) GmbH erfunden - im Jahr 1976!