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BYD Auto

Ein ungarischer Chinese in Deutschland

Die Typenchronik beschäftigte sich bislang mit der Vergangenheit - mit Fahrzeugen, die bereits ausgemustert wurden. Für diese, rein elektrisch betriebenen Fahrzeuge, wird sich das hier nun ändern.

BYD (oder auch BYD Auto) ist ein rein chinesisches Unternehmen, auch wenn der Name an sich (Build your dreams) keinen Hinweis darauf liefert. Reputationen waren bislang eher im asiatischen Raum zu finden, der Fokus dieses inzwischen globalisierten Fahrzeugherstellers liegt dabei nicht nur auf den öffentlichen Personenverkehr. Erste Erfahrungen wurden dabei eher bei Hilfsmaschinen wie Gabelstapler gesammelt, ehe man sich an LKW und PKW versuchte. Inwischen ist die Palette breit aufgestellt und mit Bussen vorrangig für den asiatischen Raum waren im Jahr 2019 mehr als 50 000 fahrbare Untersätze produziert. Dabei profitierte das einstige "Batterie-Unternehmen" eben jener wohl eigenen Forschung und Basis.

Neben diversen kleineren Bestellungen in skandinavische Länder (noch in China produzierte Fahrzeuge) und den Niederlanden, errang das Unternehmen im Jahr 2019 im Rahmen der Ausschreibung von BOGESTRA und HCR den ersten Auftrag aus Deutschland. Dies wurde natürlich firmenseitig entsprechend vermarktet und so darf man seit September 2020 die beiden Busse für die HCR (und 20 für die BOGESTRA) der deutschen Fachwelt zur Kritik überlassen.

Inzwischen wird das gelieferte Fahrzeug rein als BYD electricBus (eBus) bezeichnet. Basis war jedoch vor Modellwechsel 2019 das Fahrgestell K9U, welches auch heute noch weitestgehend für den Aufbau dient. Die für die BOGESTRA und HCR gelieferten Busse stellen dabei die ersten Fahrzeuge des Typs K9UB-DW dar, die komplett in einem europäischen Werk gebaut wurden, China also nie gesehen haben. BYD hat sich ausschreibungsgemäss daher auch an (europäische) deutsche Gepflogenheiten anpassen müssen, ein VDV-Cockpit stellt dabei nur ein Beispiel der europäisierten Komponenten dar. Die im ungarischen Komarom gebauten Busse sollen bei Normalbelastung eine Laufleistung von 200 km pro Ladung erbringen, BYD hat sich über die Ausschreibung bei der Batterie zu einer Garantie von 8 Jahren verpflichtet.

Die Leistung des Busses wird werksseitig mit einer 348 kWh umfassenden BYD Lithium-Eisen-Phosphat (LiFePo) Batterie angegeben und lässt sich nach den Spezifikationen in einer Zeit von etwa 3,5 Stunden vollständig aufladen. Dafür eignet sich grundsätzlich Haushaltsstrom, der über eine entsprechende Ladeinfrastruktur dem Fahrzeug zur Verfügung gestellt wird.

Die Busse sind in den KÖR-Farben nebst der bekannten Innenausstattung sowie W-LAN ausgestattet. Der Linienbetrieb wird ab dem 26.10.2020 erfolgen, zunächst auf ausgesuchten Linien. Letztlich wird sich insbesondere in den Wintermonaten - auch ausgerichtet auf die lokale Topografie - zeigen, ob die ungarischen Chinesen den Versprechen Stand halten. Wenn dem so ist, dann dürften sich die anderen KÖR - Unternehmen (demnächst KMR und damit ruhrgebietsweit), ebenfalls mit dem Modell anfreunden können. Dabei darf man auch beobachten, ob der bislang von den Niederlanden aus geführte Service von BYD in einen deutschen Standort überführt wird.

HCR-CR 86 und 87 BYD Electric Bus & Truck Hungary Kft (Komarom) BYD eBus (K9UB-DW)
Modelljahr 2019
 

Wagen 87 verunglückt am 13.03.2023 auf der Linie 324 in Castrop-Rauxel so schwer, dass ein Totalschaden entstanden ist. Von dem einstmals mehr als 445 000 EUR teuren Fahrzeug ist nach einer Laufleistung von nur ganz knapp 109 000 km ein Restwert von unter 50 000 EUR übrig geblieben. Das Fahrzeug wurde nach Freigabe durch die Staatsanwaltschaft nicht verschrottet, sondern über die Restwertbörse an einen Händler in Norddeutschland verkauft.

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