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Die KÖR

Protagonisten eines Zweckverbundes

Der Weg zur Kooperation

Wie beginnt man einen Bericht zu schreiben, ohne direkt mit der Tür in`s Haus - in diesem Fall in das Thema zu fallen. Gar nicht so einfach. Lange habe ich überlegt, wie ich jemanden, der bislang nichts von der Kooperation Östliches Ruhrgebiet (KÖR) gehört hat, das Ganze näher bringe.

Schauen wir zunächst auf das Betriebsgebiet der HCR. Neben der Stadt Herne (Wanne-Eickel) und Castrop-Rauxel sind die Fahrzeuge auch in Teilen von Bochum, Dortmund und Herten (bis kurz nach der Jahrtausendwende auch in Recklinghausen) unterwegs. Gemessen an der Tatsache, dass es sich jeweils um Großstädte handelt, ist die Fläche des Bedienungsgebietes der HCR sehr klein (Anmerkung: Herne hat nur 51 qkm Stadtfläche und gilt als eine der dichtbesiedelsten Städte Deutschlands). Zur Bewältigung des Bedienungsgebietes sind damit im Vergleich zu den Nachbarstädten eher wenige Fahrzeuge notwendig. Die Zahl schwankt je nach Betriebsleistungen zwischen 65 und 72. Die HCR ist, nach den Betrieben der Stadt Monheim (BSM), eines der kleineren Verkehrsunternehmen zwischen Düsseldorf und Dortmund.

Politisch gesehen gab es in der Vergangenheit schon mehrfach Versuche, für den Ballungsraum "Ruhrgebiet" ein Nahverkehrsangebot mit möglichst einem, vielleicht zwei großen Verkehrsunternehmen auf die Beine zu stellen. Zahlreiche einzelne (städtische) Verkehrsunternehmen sind da hinderlich. Demgegenüber stehen die Interessen der Städte bzw. der örtlichen Verkehrsunternehmen, die befürchten, dass ihre Stadt in dieser Konstellation mit erheblichen Nachteilen (und Bevormundungen) zu kämpfen hat. Natürlich lässt sich kein Verkehrsunternehmen gerne vom Nächstgrößeren übernehmen.

Unabhängig von der Politik, schielen große Nahverkehrsunternehmen natürlich auch auf kleinere Betriebe. Insbesondere dann, wenn das Betriebsgebiet "interessant" (sagen wir: einnahmeträchtig und einflussgebend) erscheint. Durch geschickte Linienverlängerungen oder Änderungen lassen sich eigene, schon bestehende Linien, kostengünstiger betreiben. Bereits in den 1960er Jahren waren so manchem größeren Verkehrsunternehmen Ambitionen nachgesagt worden.

Auch in öffentlich-rechtlichen Betrieben herrscht Kostendruck, besonders seitdem die Kommunen als Auftraggeber des Nahverkehrs selbst kaum Haushaltsmittel zur Verfügung haben. Keine Stadt mag Verluste des eigenen Verkehrsbetriebes ständig ausgleichen. Ein Kompromiss war daher irgendwann zu Beginn des neuen Jahrtausends Kooperationen einzugehen, um eine gewisse Betriebswirtschaftlichkeit herzustellen. So trafen sich 1999 die Vertreter der HCR, BOGESTRA, DSW und Vestischen, um über eine betriebswirtschaftliche Zusammenarbeit zu beraten.

Was zunächst mit der gemeinsamen Beschaffung von Bussen im Auslieferungsjahr 2000 begann, so erweiterte sich im Laufe der Jahre die Zusammenarbeit auf unterschiedlichste Unternehmensbereiche. Die betriebsübergreifende Ausbildung von Fachpersonal, die Einführung eines rechnergesteuerten Betriebsleitsystems, Kooperationen bei der Ersatzteilbeschaffung inklusive Reifen für Fahrzeuge können beispielhaft genannt werden. Natürlich gibt es auch nach wie vor unternehmerische Tätigkeiten, die in Einzelregie durchgeführt werden.

Wenn bislang nur von 4 Betrieben die Rede war, so darf hier an dieser Stelle auf keinen Fall vergessen werden, dass auch die Bahnen der Stadt Monheim (BSM) in Teilen von der KÖR profitiert, obwohl Monheim räumlich gesehen gut 70 km entfernt ist. Zu den BSM hat die HCR ein besonderes geschichtliches Verhältnis. Vor Gründung der Strassenbahn Herne-Sodingen, dem rechtlichen Vorläufer der HCR, gab es bereits im Jahr 1905 den ersten Kontakt untereinander. Der erste Kontakt von Vertretern der Stadtverwaltung (als Eigentümer der Strassenbahn Herne-Sodingen) zu einem anderen Verkehrsbetrieb (den dortigen Stadtvertretern) überhaupt. Für Herne war damals eigentlich eine Nahverkehrsversorgung mit O-Bussen geplant, wie wir wissen kam im Jahr 1906 stattdessen aber die Einführung der Strassenbahn. Der umfangreiche Austausch mit den Monheimern führte später (über die BOGESTRA) dann doch zu einem O-Bus-Betrieb auf Herner Stadtgebiet - mit einer Verspätung von gut 45 Jahren. Der Kontakt war über die letzten Jahrzehnte unregelmässig und ereignisbezogen, führte aber letztlich dazu, dass die BSM seit 1999 mit zur Einkaufsgemeinschaft der KÖR gehört. So fahren nun auch schon über 14 Jahre in Monheim, Teilen von Wuppertal und Leverkusen bzw. Mettmann KÖR-Busse in NRW-Farben.

Zuwachs gibt es im November 2017. Die Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr (VER) wird vollwertiges Mitglied. Während noch in 2018 Fahrzeuge in den alten Hausfarben orange-weiß bestellt wurden, sind es ab dem Jahr 2019 schraubengleiche Fahrzeuge. Auch die Hagener Strassenbahn hat Gefallen an der KÖR gefunden und tritt im März 2019 dem Konsortium bei. Ab 2020 werden sich die Hagener an NRW-Farben gewöhnen müssen.

Zwischenzeitlich haben sich die Monheimer entschieden, zwar weiter mit der KÖR Fahrzeuge zu bestellen, allerdings wird ab 2019 eine eigene Farbgebung gewünscht. Anstatt des Rot tritt ein Blau. So begann man auch gleich damit, alle Bestandsfahrzeuge gleich umzufolieren.

Darf man es eine Überraschung nennen? Nachdem 2016 die Duisburger Verkehrsgesellschaft aus der Via-Gemeinschaft mit der (damals noch) EVAG Essen und MVG Mülheim ausgetreten war, hatten sich EVAG und MVG zur Ruhrbahn umfusioniert. Nun treten im März 2020 mit der Ruhrbahn gleich zwei Ruhrgebietsstädte bei. Essen und Mülheim.

Den aktuellen Stand der Zusammenarbeit können Sie auf der offiziellen Homepage der Strassenbahn Herne-Castrop-Rauxel (HCR) nachlesen. (KLICK)



Stand: 09.03.2020

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