Mehr als 100 Jahre
rollende Werbung
Verkehrsmittelwerbung, so belegen zahlreiche Bilder, wird schon seit etlichen Jahrzehnten betrieben. Den Belegen zufolge, wurde auf den allerersten Brauereikutschen etwa um 1880 das eigene Gebräu angepriesen. Folgte auf den Kutschen als "Massenbeförderungsmittel" zunächst die Strassenbahn, so wanderte auch das Interesse für grossflächige Werbung auf die Schiene. Zaghafte Versuche zur Vermarktung von Produkten in Form von kleineren Aufklebern wurden schnell von Plakaten auf dem Strassenbahndach und später auf den Seitenblechen abgelöst. Bereits in den 1920er Jahren war die Strassenbahnwerbung in den Großstädten wie Hamburg, München und Berlin gang und gäbe. So war auch klar, dass die Werbung nicht vor den Freiflächen der Busse halt machen würde. Nach dem 2. Weltkrieg, zu den Zeiten des Wirtschaftswunders, durfte sich so manch ein Bürger über die Vielfältigkeit und dem Ideenreichtum der Werbebranche verwundert die Augen gerieben haben. Von schwarz/weiss zu bunt war dann auch nur ein kleiner Schritt.
Wer kennt sie noch, die überregionalen Werbungen von Korall, Idee-Kaffee oder Schwäbisch-Hall aus den Jahren 1950 - 1970? Später in Farbe fand man neben den Klassikern wie Schwäbisch-Hall auch in fast jeder Stadt Lotto-Toto-Rennquintett, Jägermeister, Doornkaat oder Weizenjunge. Eines der umstrittensten Gesetze der 1990er Jahre machte aber der Vielfältigkeit eine harte Grenze. Alkohol und Tabakwerbung, ja sogar Genussmittel wie Kaffee wurden auf öffentlichen Werbeflächen verboten. So verschwand der fahrbare Jacobs-Kaffee genauso wie die Coca-Cola Werbung auf Nimmerwiedersehen.
Doch gehen wir in der Geschichte der Verkehrsmittelwerbung noch einmal zurück. Während in der Nachkriegszeit eher die überregionale Werbung häufig anzutreffen war, konnte man etwa ab den 70er Jahren eine Regionalisierung feststellen. Neben den Etablierten, wie Karstadt über fast 10 Jahre, trauten sich auch lokale Gewerbetreibende mehr "auf die Strasse".
So wie sich die Auftraggeber veränderten, wurden auch die Werbeformen zahlreicher. Prägten doch zunächst die sogenannten Bandenwerbungen unterhalb der Fensterflächen über zig Jahre hinweg das Strassenbild, so war die Ganzreklame - natürlich wieder zunächst häufiger auf Strassenbahnen anzutreffen - so ein Hingucker. Selbst vor den Fensterflächen machte eine Ganzreklame manchmal nicht halt, bis die ersten Beschwerden von Fahrgästen kamen. Sensibilisiert durch die Fahrgäste, hält man heute einen Grossteil der Fensterfläche aus Rücksichtnahme frei. Neben der Bandenwerbung und der Ganzreklame fiel ab etwa 1999 etwas Neues in der Landschaft auf. Das Traffic-Board. Oder sagen wir doch: Plakatwerbung. So kannten wir die Werbetafel meistens von Hauswänden in einer starren Form. Jetzt fahren die Plakate (2,52 m x 3,56 m) schön brav auf der Fahrerseite von Linienbussen oder an Strassenbahnen, gern auch auf dem Heck von Linienbussen (1,20 m x 1,75) oder gar als "volles Heck".
Der Erfinder des Traffic-Board, wer auch immer es war, hatte eine geniale Idee. Kostet(e) ein ganzes Fahrzeug in der Regel für ein kleines Unternehmen viel Geld, so kann man heute mit einer Heckwerbung deutlich günstiger viele hinterherfahrende Verkehrsteilnehmer und Konsumenten erreichen. Es war daher kein Wunder, dass die Heckwerbung an Linienbussen in rasender Geschwindigkeit zugenommen hat und bei manchem Verkehrsbetrieb für eine vollständige Auslastung des Fuhrparks sorgt.
Na, wollen wir mal ehrlich sein. Für den Hobbyfotografen ist es doch auch mehr als bequem, Heckwerbung abzulichten. Wie war das noch - die hinterherfahrenden Verkehrsteilnehmer?
Die Vielfältigkeit der Werbung ist nicht nur für mich eine interessante Sache. Daher zeige ich hier, unabhängig von Aufnahmedaten oder Fahrzeugen, alles was sich mal auf einem Fahrzeug in meiner Heimatstadt dem geneigten Zuschauer präsentiert hat. Dazu zählen auch Aufnahmen, die nur Ausschnitte eines Busses zeigen, aber genau deswegen den Weg auf diese Webseite nicht gefunden hätten.
Viel Spass.