Die Nachkriegsjahre bis zum Wirtschaftswunder. Bei dem ersten (gebraucht) übernommenen Fahrzeug ist die Bezeichnung "Bus" eher unpassend. Bildbelege zeigen einen LKW mit Fahrgastzellenaufbau, als Handschalter und selbstverständlich mit Zwischengas zu fahren. Die Bezeichnung "Hochflurfahrzeug" ist hier wörtlich zu nehmen, ohne Klettern war ein Einsteigen undenkbar. Fahrgastkomfort definierte man zu dieser Zeit mit dem Service des Schaffners. Das galt auch in den Folgejahren für die ersten richtigen Busse. So tauschte man die "dritte Klasse" (gemeint sind die Holzsitzbänke) mit grün eingefärbten Kunstledersitzbänken in den ersten Serienfahrzeugen. Gerade in der Zeit bis 1961 erprobten fast alle öffentlich-rechtlichen Verkehrsbetriebe zahlreiche Hersteller und Modelle, das Finden des optimalen Fahrzeuges bescherte eine Vielfalt im Fuhrpark - auch bei der HCR.
Die Wirtschaft floriert, der ÖPNV expandiert. Nirgendwo kann man das deutlicher darstellen, als an der Fuhrparkgrösse. Waren 1962 insgesamt 30 Fahrzeuge für die Bewältigung des Fahrgastaufkommens notwendig, standen im Jahr 1976 schon fast die doppelte Zahl (57) im Depot. Hauptsächlich bestand die Erweiterung in der Übernahme von Linien aus den Konzessionen der BOGESTRA und einer Optimierung von Linienwegen. Insbesondere im Bereich der alten Stadt Wanne-Eickel gab es Anfang der 1970er Jahre einige Verschiebungen zugunsten der HCR. Das Geschichtsbuch notiert mit Datum des 15.12.1969: "Einführung von Dienstkleidung mit zivilem Zuschnitt ohne blanke Knöpfe, Kragenspiegel und Symbole". Dabei vergaß man allerdings die Schirmmütze, auf der doch unterhalb der Krempe das damalige ÖPNV-Symbol eingestickt war. Woher ich das weiß? Ich schau nochmal über meine Schulter in die Vitrine des Wohnzimmerschranks.
Fahren ohne Grenzen - Grenzen beim Fahren. Zunächst Fahren ohne Grenzen. Am 01.01.1980 startet der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr mit einer völligen Neuordnung des Tarifsystems. Aus den zweistelligen Liniennummern werden dreistellige, Entwerter in den Bussen lösen Standautomaten an den Haltestellen ab (der Schaffner war schon Anfang der 1970er Jahre abgeschafft worden). 19 Verkehrsbetriebe starten unter dem Dach des VRR und bilden ein einheitliches System zwischen Dortmund und Mönchengladbach, Haltern und Solingen. Das System hatte allerdings auch Schwächen. Grenzen beim Fahren auf einer Linie waren die Stadtgrenzen. Kaum eine Linie führte darüber hinaus und wenn, wurde sie im Laufe der Jahre verkürzt (auf die Stadtgrenze). Ausgleichszahlungen für Konzessionen, Beteiligungen an Verlusten, Mißtrauen bei Kostenaufstellungen - ach, die Liste ist lang - der Albtraum eines Verkehrsbetriebes könnte als Überschrift durchgehen. Und heute? Beginnen sie nochmal bei .. Grenzen beim Fahren ... zu lesen.
Kostendruck ist der Feind eines jeden Wirtschaftsunternehmens. Öffentliche Verkehrsbetriebe reagierten darauf zunächst mit zaghaftem gelegentlichen Zusammenarbeiten. Im April 1999 trafen sich HCR, BOGESTRA, DSW und Vestische zur Gründung der Kooperation östliches Ruhrgebiet (KÖR). Neben einem gemeinsamen Buseinkauf (mit den Bahnen der Stadt Monheim - BSM) vereinbarte man gemeinsame Werkstattleistungen und Anschaffung von Ersatzteilen sowie Projekte im Kundenservice, bei Sicherheitssystemen und Schulungen von Mitarbeitern. Letzte Stufe nach Einführung von digitalem Funk, einem rechnergestützten Betriebsleitsystems und digitalen Fahrgastinformationen war ein "Pünktlichkeitsversprechen" (siehe dazu später im Bereich Chronik). Das Einstiegskontrollsystem (EKS) wird später an anderer Stelle noch einmal ausführlicher behandelt.